SV Wellenkamp - Der Wunsch nach Distanz

Es kreiste wohl gehörig der Hammer und hier fehlt es an (allen) Ecken und Enden.

Hat man endlich den mitten im verkehrsberuhigten Wohngebiet gelegenen Sportplatz der Wellenkamper gefunden und kann sein Auto weniger als 300m entfernt zu Spielfeld und Vereinsheim parken, dann sollte man schon recht zufrieden sein, aber diese Anlage der Vorstadt-Rocker aus dem Süden Itzehoes scheint geradezu auf den Kachelreport gewartet zu haben.


Betritt man die Gästekabine, dann fallen einem die Kacheln in zartem ferkelrosa sogleich ins Auge (mit sofortigem Punktabzug wegen der herausgebrochenen Kachelstücke - da war der letzte Wertsachenbeutel wohl zu schwer, wa´?...).

 

Als nächstes bleibt das Auge an der Massagebank in der Raummitte hängen, auch hier fehlt das ein oder andere Teil der Polsterung. Was noch da ist, wurde mit ausreichend Isolierband dürftig abgeklebt. Herr M., schockiert aufgrund der offensichtlichen Verletzungsgefahr für den Sportsmann in knappen Turnhosen, kann´s nicht fassen und versucht sich in Schadensbegrenzung, indem er die scharfkantige Ecke rundkaut - wahrscheinlich ist das der Grund für seine schnelle Aufgabe beim Warmlaufen später in der Halbzeitpause.

  
Das Fehlen von Eckelementen setzt sich selbst in kleinsten Details fort, da ist man konsequent beim SVW. Der desolate Zustand der Steckdosenblenden mündete in nahezu geschlossener Entscheidung der Kollmaraner nach dem Duschen das Haar handtuchtrocken zu belassen und auf das splissförderne Fönen ausnahmsweise mal zu verzichten.


Na gut, war ja nicht alles schlecht, man hatte schon weitaus weniger Platz und dunklere Umkleidekabinen hat man auch schon erlebt, aber die waren dann in der Klamottenabteilung bei Hertie in Elmshorn irgendwann Mitte der 80er Jahre.

Betritt man die Dusche dann kann man nicht anders und möchte am liebsten gleich wieder raus! Hat sich der Organismus aber erstmal an die vorherrschende Atmosphäre gewöhnt, dann geht´s auch schon gleich weiter und man muss sie ständig anstarren, diese Seifenstückhalter in rosa. Wieso man die weißen Seifenhalter alle mit der Flex auf Wandniveau  gestaucht hat, bleibt das süße Geheimnis der Wellenkamper Innenarchitekte, vielleicht waren dort die Ecken abgebrochen...


Immerhin nennt man einen Schlauch sein Eigen und ein Abzieher der jedem Hallenbad zur Ehre gereicht ist auch vorhanden - aber ehrlich gesagt reißt das auch nix mehr raus.


Erwähnt werden muss noch das kreisrunde Loch in der Fensterscheibe. Obwohl ein Stromkabel unmittelbar davor von der Decke baumelt (ob Saft drauf war, wollte keiner prüfen), denke ich nicht, dass es von einem Lüfter o.ä. stammt. Nein, aufgrund der Form des Durchbruchs kann das nur ein Ball gewesen, sein, ist doch klaro. Ist in jedem anständigen Trickfilm zu sehen, dass nur Bälle solcher Löcher machen. Der Täterkreis ist daher schnell auf Roger Rabbit, Goofy, dem Simpson-Sohn und Kater Carlo zu verdichten.

 
So richtig klasse wird´s daher nur draußen vor der Tür. In Höhe der Mittellinie steht ein wahres Unikum der facettenreichen Steinburger Fußballlandschaft - die Sprecherkabine des SVW. Auf dem Bau bei Nacht und Nebel gemopste Stahlmatten schützen den Sprecher und sein Equipment bestehend aus einem 15 Watt- Verstärker, einem Nordmende- Mikrophon Modell "Cindy & Bert" und einem Heizlüfter der Firma Privileg aus dem Quellekatalog. Von hier aus könnte vor Anpfiff die Mannschafts- aufstellung verlesen werden, in der Pause Werbung für die Gaststätte "Zimmer" nebenan gemacht und natürlich das ein oder andere Tor angesagt werden.

 

Aber die Lautsprecher rings um den Platz blieben stumm und kein Meister des geflügelten Wortes feuerte Pointe um Pointe ab. Den ganzen Nachmittag verwaist, wartete dieser Posten des Mitteilens und Verkündens um Einhauchung einer Stimme; mit den bekannten Worten: "Test, Test. Einszwei. Kann man mich hör´n da hinten?" Hmm, vielleicht war irgendwo ´ne Ecke abgebrochen...

Gesamturteil:
Mit Badelatschen und anschließender Amnesie ist man gut davor!

 

Wertung:

Zwei Wischmöpse - keine Diskussion!