SG Mehlbek/ Kleve - Naturbelassenes Umspannwerk
Mächtig Holz in der Hütt´n, die blaue Lagune und der dickste Schlauch im Kreis
Ohne Punkte, aber mit einem Sack voller Eindrücke und einer prall gefüllten Speicherkarte ging´s abends über die Grenze zurück nach Kollmar.
"Hurra, das ganze Dorf ist da", schallte es bei Ankunft der 1. Herren aus dem mehrsitzigen VW-Transporter des linken Verteidigers und nassforsch sprangen sieben Gestalten heraus. Erst als aus dem
Laderaum die Sporttaschen gezogen wurden, stellte man in Kleve den Karabiner zurück in den Schrank. Zuvor wähnte man doch tatsächlich eine vorgefahrene Drückerkolonne auf dem Parkplatz des
Sportplatzes.
Und besser könnten man sich eine Überleitung nicht ausdenken, denn ´Drücken´ ist das richtige Wort, welches die Ausmaße der Gästekabine beschreibt.
Doch zuvor ließ es sich das Ballettensemble der Ersten nicht nehmen ihre absolute Trumpfnummer, die Holsteiner Hosentaschenpolonaise, vorzuführen. Zur Adventszeit wird dieser Tanz auch gerne unter
dem Namen ´Die Nussknacker´ aufgeführt, wenn Sie verstehen was ich meine.
Im Grunde bestimmen hauptsächlich drei Komponenten die Umkleideräume der Klever: Holz, Stromkabel und viel Spinnengewebe. Diese sogenannte HSV-
Romantik im Stile einer komplett kaputtgefeierten Aprés-Ski-Berghütte im österreichischen Sölden zur Hauptsaison ist in Zeiten von Ikea und ´Schöner Wohnen´ nur noch ganz ganz selten im
Kreisklassenfußball zu finden. Doch so richtig konnte sich an diesem Tag niemand über diesen Glücksfall freuen.
Ängstlich zog man die Quadratschädel ein, um nicht den Spinnennetzen, so groß wie Aalreusen (und auch so stabil), zum Opfer zu fallen. Zwar hatte man vier Leute auf der Bank, aber vorzeitig einen
Kameraden so auf diese Art zu verlieren, ist nicht schön mit anzusehen, wie er sich stundenlang quält und später noch zuckend hier zurückgelassen werden muss.
Zumindest den Hauch eines Lächelns zaubert die anscheinend von Grund- schullehrerinnenhand (vermutlich Werken und Reli) gemalte Ermahnung auf sein Hab und Gut zu achten. Inhalt und Form ist
diskutierbar.
Dass die Gästekabine wochentags als Intensivlabor der Fachhochschule Huje- Aebtissinwisch für Amateurelektrik und Kurzschlussforschung genutzt wird, wissen nur die wenigsten. In der hintersten Ecke hängt das sogenannte `Kleine Umspannwerk´. Mittels dieser Anlage kann das südliche Skandinavien, Teile West-Holsteins und ganz Mehlbek zeitweise vom Stromnetz und vom guten Glauben abgekoppelt werden.
Medusengleich schlängeln sich hier fliehende Stromkabel wie die scheuen Puffottern nach allen Seiten aus dem schützenden Kabelschacht ins Freie.
Der permanente drohende Brummton im Raum ändert seine Frequenz bei jedem weiteren Sportsfreund, der nass aus der Dusche den Raum betritt - beängstigend!
Willkommen in der blauen Lagune! Bis auf den Namen sind Gemeinsamkeiten mit gleichnamigen Fummelfilm mit Brooke Shields und Christopher Atkins in den Hauptrollen, in dem zwei gestrandete
Jugendliche ihre Sexualität entdecken, nicht auszumachen! Verbaute Glasbausteine, die unvermeidliche Holzvertäfelung und blaue Kacheln nach Hausfrauenart haben soviel mit körperlicher Zuneigung
zu tun, wie eine Holsteiner Schwarzbunte mit einem Auftritt in der restlos gefüllten Las Ventas, der Stierkampfarena von Madrid.
Die drei direkt an der Decke montierten Brauseköpfe spenden zwar einen sanften Strahl, geben ihr nasses, warmes Gut jedoch zu verschwenderisch preis, so dass die Spätduscher ihre Schaumpflege
aufgrund einstelliger Wassertemperatur nur unter staccatoähnlicher Hyperventilierung vornehmen können.
Eine Generalreinigung mit Salpetersäure und Salmiakgeist wäre eine Überlegung wert. Die Fugen und der Abflussdeckel in Größe eines Salzstreuerverschlusses schreien geradezu danach.
Bleibt abschließend nur noch die Frage nach den Standards. Und eben da hat Kleve einen Superlativ zu bieten.
Protzig im Flur, wie das Geweih eines erlegten Sechzehnenders, hängt ein wahres Schlauchmonster. Mit so einem Kawennsmann, der jedes Großfeuer einer Reifenfabrik mal eben nebenbei kurz auspinkelt,
wird hier durchgespült. Und das zu Recht! Nur mit einem Druck von mindestens 40 Bar und einer Zweimannbesatzung am Schlauch plus einem ausgebildeten Helfer am Haupthahn kann hier alles zu Tale
rauschen was muss. Jede Inbetriebnahme muss jedoch vorher beim Wasserbeschaffungsverband Krempermarsch schriftlich angemeldet werden.
Ich schätze mal das der Verein noch gute zwanzig Jahre für diesen Luxusartikel abzahlen muss.
Und am Ende ein paar Impressionen: Pilzkulturen im Kühlschrank der Gästekabine. Diese gibt´s in Kollmar auch, nur werden unsere mit "s" geschrieben.
Und wenn es dann Abend wird in Kleve, breitet sich der Mantel des Schweigens über den Ort aus, wo sich Fuchs und Igel alles mögliche sagen und der Vorstand allen Unbefugten das Betreten untersagt.
Sie werden wissen warum... und wir wissen es jetzt auch! Gute Nacht.
Gesamturteil:
Freier Fall in Peissener Verhältnisse.
Wertung:
Zwei Wischmöpse. Rein aus großmütiger Menschlichkeit.