SG Vaalia/ Wacken III - die kritische Nutzergrenze ist erreicht!
Fehlende Papiere, ein unzureichendes Gesundheitszeugnis ohne nötige Impfbescheinigungen gegen die tückische Hochdonner Galoschenpest und den in Vaale noch sehr verbreiteten Bad Bramstedter Arschbackenbrand verhinderten mir die Einreise in den nordsteinburgischen Hügelgräberort zur abendlichen Auswärtspartie.
Kein Problem für den nötigen Kachelreport. Daddelkasten-Flötist Lotte M. übernahm nahtlos die notwendige Prüfarbeit samt Protokollarbeit, ihm zur Seite stand durch Einheirat in eine Vaalener Blutslinie der ortskundige Nasszellenpädagoge und Turnschuhfetischist Thorsten G.-Punkt. Bilderreich kehrten sie heim und überließen mir die die diplomatische Aufarbeit ihres Beutezuges.
Wir reden hier über einen Kabinentrakt einer Grundschule. Sobald man den abgefledderten Fußbodenbelag am Eingang unfallfrei überschritten hat, empfängt einen der übliche Grundschulmuff der
70er/80er Jahre. Es mieft nach Sunkist, alten Turnschuhen und liegengelassenen Rollkragenpullovern.
Neben Schulze und Schultze (sic!), Friedrich und Friedrich (der eine klein und grün, der andere lang und orange) müssen wir nun auch Warm und Warm in die Riege der scheinbar gleichen, aber doch
verschiedenen Dopplungen aufnehmen. Nicht zu verwechseln mit Siegfried und Roy!
Die Kabine an sich ist schlauchähnlich, für eine Mannschaft zu klein und einfach schlecht beleuchtet. Das "Design" erinnert an einen Luftschutzkeller, es fehlen allerdings die Hinweise zum Verhalten beim Einsatz von Faulgas, was im Beisein des heutigen Prüfkolegen eine grobe Fahrlässigkeit darstellt.
Die Kleiderhaken sind an einem Brett über den Sitzbänken auf der falschen Seite versteckt angebracht. Auf fragende Blicke folgte das tastende Suchen - ah, da sind doch welche. Aber zu wenige in zu weitem Abstand. Die der Kabine anschließende Besenkammer wird weiter unten noch genauer beackert.
Der Schlauch ist vor allem alt, offensichtlich ein Fremdfabrikat. Wir wagen uns mal nicht zu weit aus dem Fenster, aber höchstwahrscheinlich ist es ein Fabrikat des "VEB Volksbewässerung
Vorwärts" aus Riesa. Ohne Kupplung oder Spritze ist er schlampig aufgebummelt. Das Artefakt ist nicht gardenakompatibel und Ersatzteile gibt´s schon lang nicht mehr. Jedenfalls nicht westlich von
Frankfurt/Oder.
Thorsten, was in einer Sprache, die es gar nicht gibt, so viel heißt wie "Der mit dem Schlauch tanzt", präsentiert uns hier nach allen Regeln des Paso doble (zu deutsch: Doppelschritt) den
Schlauch, der tatsächlich nur der Länge eines Doppelschrittes misst. In vorbildlicher Körperhaltung, in der rechter Arm und rechter Fuß in einem Winkel von 87 Grad vom Körper wegzeigen sollen,
wagt er einen Schlauchtanz auf rutschigem Boden. Alle Achtung! Aber gelernt, ist eben gelernt.
Das wohligwarme Licht der Neonröhren fällt auf manuell gebogene Kupferrohre mit einfachem Duschkopf nach Bielefelder Art. Sie liefern einen streuenden Strahl, wenn nur eine angestellt ist. Beim
Parallelbetrieb kann der eine oder andere Geysir schon mal auf Rinnsalniveau zurückfahren. Ganz schlimm: Übersteigt die Menge der angeschalteten Duschen die kritische Nutzergrenze, wird das
Wasser kalt!
Dabei berechnet sich die kritische Nutzergrenze wie folgt:
kN = n - (as + s + sqrt(k))
Einsetzen und Auflösen:
kN = 12 - (2 + 6 + sqrt(9))
Ergebnis
kN = 1
Legende:
n - Anzahl der Duschen (12)
s - Mit Duschen ausgestattet Seitenanzahl (6)
as - Anzahl der Duschen pro Seite (2)
k -kritische Anwesenheit (9)
Was in der Umkleide zu wenig, findet man in der Nasszelle fast im Überfluss. Die Bad Doberaner Doppelhaken in Serienmontage bieten auch dem aus der Mode gekommenen Zweithandtuch ausreichend
Halt.
Bitte um Auflösung, welche Funktion hat dieser versteinerte Stuhl? Oder ist es nach der Manier von Joseph Beuys etwa Kunst?
Nochmals zu Besenkammer: Macht auf die Tür und ihr werdet sehen, dass in dieser Besenkammer kein Serve&Volley-Spezialist mit heruntergelassenen Hosen weitere Alimentezahlungen vorbereitet!
Wer seine Gummel jetzt aber nochmals ganz dicht an den Bildschirm hält und sich dieses ... äh, Ding anguckt, der bemerkt, dass dort mit nichts weiter als schlichter Pressholzwand ein aus Vollrost
bestehendes Anschlussstück für einen Kanonenofen versteckt wurde. Auch dies deutet auf die wahrscheinlich
verschleierte Luftschutzraumfunktion hin.
Unter die Decke gedübelt wurde dann noch ein alter Raumentfeuchter entdeckt. Das Oxidat aus Weltkriegsstahl wird über kurz oder lang die Reise nach unten antreten.
Und sonst. Ja, sonst ist es so wie es sich eigentlich nur für den Pferdestall der Spanischen Hofreitschule in Wien gehört: Alles voller Schimmel! An der Dunstabzugsklappe an der Decke, am
Übergang vom Kachelfeld zur getünchten Wand und sogar am Lichtaschalter 'Bakelit Einfach' mit einem wunderschönem Speckrand auf der Oberseite. Doch Fungi ist nicht gleich Fungi, die Vaaler
Pilzfreunde e.V. präsentieren uns gleich die gesamte Palette. In den Schächten der Oberlichter sind die Schleimkriecher eher ins grünliche gehend.
Es werden Erinnerungen an das Wilsteraner Debakulum wach.
Gesamturteil:
Wäre Fassungslosigkeit eine Umkleidekabine, dann wäre es diese.
Wertung:
Zwei Möpse. Mehr ist da wirklich nicht zu machen, vor allem nicht mit diesem Schlauch.