Ich bin zwei Kachelreporte:
IFK Göteborg - Wenn einer eine Reise tut...
Der größte Erfolg des Vereinsgeschichte des IFK ist der Gewinn des UEFA-Pokals im Jahre 1982. Göteborg gewann sensationell das Finale (2 Spiele) gegen den Hamburger SV mit 1:0 in Göteborg und anschließend im Hamburger Volksparkstadion mit 3:0. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte des TSV Kollmar steht noch aus...
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was verzählen" sagt uns Matthias Claudius. Über die letzte Auswärtsfahrt der Saison nach Göteborg könnten wir bestimmt einiges verzählen, jedoch ist viele
davon nicht gerade spruchreif, so decken wir den Mantel des Schweigens über das erlebte und konzentrieren uns auf das wirklich wichtige.
Der Weg ist das Ziel und schon im Zug in Richtung Kiel hielt es den Kachelreportvater und Initiator dieser kleinen Rubrik, Mario Meisberger, nicht mehr auf dem Sitz und liefert uns mit zum
Bersten voller Blase diesen bretthart formulierten Kachelreport:
Die Bahn kommt – der Wischmop nimmt Reiß aus
(mm) Elf Mann aus dem aktuellen SG-Kader, dazu El Präsidente und zwei Spieler aus dem Ruhestand (einer sogar mit stilechter TSV-Tasche aus den 90er Jahren) – klarer Fall die Kollmaraner befinden sich auf Auswärtsfahrt.
Ein 1:1 im letzten Spiel gegen die „Rehe aus Puls“ bedeuten die Qualifikation für das internationale Geschäft. Um allerdings die Teilnahme für die Hauptrunde des UI-Cups 2020 dingfest zu machen, haben die Kicker vom Deich den Sprung ins Land der „Tre Kroners“ gewagt. Die Variablen Gegner, Ort und Zeit sind bis heute nicht aufgetaucht. Doch Fußball hin oder her, die Spieler brauchen Unterkünfte, Dusche und WC. Und die haben die Kachelreporter aus Kollmar genau unter die Lupe. Dabei können die Organisatoren von DB Mehdorn und Stena Linie Aquavit alles andere als glänzen. Bereits beim Umziehen im Express-Kabinentrakt von Elmshorn nach Kiel bestimmen Angstzustände den letzten Toilettengang vorm Warmmachen. Großes und kleines Geschäft sind angesichts eklatanter WC-Mängel nur im Stehen bzw. Hocken möglich oder müssen verkniffen werden (das kann Spätfolgen haben).
Top-Model-Trainer Bruce Darnell hätte lieber „Kaka in die Hose gemacht!“ Zumal auch das anschließende Reinigen der Hände am vorgesehenen Waschbecken kaum die gewünschten Folgen haben kann. Viren
und Bakterien feiern am Metalloval Dauerparty, dass selbst Meister Propper das Dauergrinsen vergeht. Die Konzentration geht flöten auch bei derart verwirrenden Angeboten körperlicher Liebe, wie
sie in den Sitzen der Kabinentrakte von anonymen Prostituierten verewigt sind.
Mit diesem wahrhaftig frontalen Kachelreport reiht sich "MM" so mal eben nahtlos in die Riege der großen Krisen-Journalisten, wie eben Peter Arnett oder Peter von Zahn ein. Berichtete ersterer direkt aus den Schützengräben des 1. Golfkrieges und flogen die Projektile geradezu um seine Ohren, stand nächstgenannter beispielsweise direkt neben einem ausbrechenden Vulkanschlot und informierte uns unter Lebensgefahr über Naturkatastrophen und Krisenherde.
Dieser Bericht aus einer Zugtoilette eines mit etwa 120 Stundenkilometern dahinratternden Regionalexpresses von Hamburg Dammtor nach Kiel Hbf. auf der Höhe von Brokstedt schließt die Lücke
zwischen den beiden Petern und Meisberger gibt, ebenfalls direkt neben dem Schlot stehend, ehrliche und tiefschürfende Auskunft über seine innerste Befindlichkeit.
Doch erleben wir auch den anderen Meisberger, den Forscher, den Lebemann. Wenn er im Rotlichtmilieu des hiesigen "Personennahverkehrs" (zwinker, zwinker) umtriebig auf der Suche nach Kontakt ist.
Dass es sich um Meisbergers eigene Mobilnummer handelt, ist jedoch nur ein Gerücht, dem nicht weiter nachgegangen werden soll - " Hallo? Hallo? Mario, bist Du das?"
Frei nach Udo Jürgens: Alles im Griff auf dem stinkenden Schiff
(at) Fangen wir zur Abwechselung mal mit den Duschen an. Jede Telefonzelle ist geräumiger - sofern es irgendwo tatsächlich noch welche gibt. Das Bild unten gibt die Grundfläche der Dusche gut wieder, die rechts von der diagonal verlaufenden Kachelreihe verläuft. Jede Kachel ist etwa bierdeckelgroß, also groß Umdrehen beim Waschen. Den Badewannentango auf´s Parkett zu legen ist auch nicht drin.
Das kommunikative Gemeinschaftsduschen, wie man es nach dem Training oder der Niederlage kennt, fällt aus. Das anscheinende Mauseloch in der Fußleiste ist keines. Keine Jerry-Maus linst vorwitzig auf der Suche nach Käse hervor und auch kein Tom lauert mit dem erhobenem Vorschlaghammer vorm Loch, um ihm damit eins über den eh schon dicken Kopf zu dreschen. Das ist der Abfluss!
Die Brause gibt einen grobperligen Schwall frei, die Temperatur ist stufenlos zu regulieren. Der Duschvorhang in Perlweiß ist Maßarbeit. Der Ruck nach rechts beim Schließen öffnet ungewollt die linke Seite. Das erneute hastige Schließen von rechts nach links bringt uns zur Ausgangssituation. Nur mit Vorsicht und Fingerspitzengefühl ist der Intimbereich, den der Ort Dusche nun mal darstellt, auch wirklich von der benachbarten Unterdrucktoilette abzugrenzen. Vorsichtig wie der filigrane Pinselstrich Emil Noldes muss der Vorhang geführt werden und auch nur dann, mit einer winzigen Lücke beiderseits, kann die Duschprozedur beginnen. Von einem Gartenschlauch, dem Muss, fehlt hier jede Spur!
Den Mittelpunkt der Kammer bildet im wahrsten Sinne die Toilette. Gibt sich der Kachelreport im Grunde mit Aborten, Klosetten, Jauchegruben, Kafternetteln und Latrinen ganz allgemein gar nicht
weiter ab, ist dieser Abtritt ausnahmsweise mal eine Erwähnung wert, zumal eine veränderte Darmflora bei einigen Akteuren deutlich ... sagen wir mal spürbar war. Die ungeahnte Aussagekraft des
Geruchs, die über das Medium Internet (noch) nicht vermittelbar ist, kann das erlebte nicht vollends wiedergeben.
Kein lästiges erstes oder zweites Nachspülen mit anschließender Bürstennachpflege - hier gibt man seinen Teil, drückt das Knöpfchen und unter einem gewaltigen und befriedigtem BaaaWOOOSH! rauscht alles wohin ist doch egal und wie aus dem Ei gepellt bleibt eine saubere Schüssel zurück. Jeder in der Reisegruppe fragte laut oder auch nur insgeheim für sich, was wohl passieren würde wenn man mal im Sitzen das Knöpfchen drücken würde... Ausprobiert hat es keiner oder zumindest nicht erzählt.
Ungewöhnlich: Die Umkleiden dienten gleichzeitig als Unterkünfte für die Nacht, die auf so einem Schiff etwa 90 Minuten plus Nachschlafzeit dauert.
Auf dem Festland wird eine Umkleidekabine hingegen selten als Schlafstätte benutzt, soll aber durchaus schon mal vorgekommen sein. Vier Spieler teilen sich eine Umkleide, mit Reisegepäck und Getränkeflaschen kann es da schon mal eng werden. So ist das Zeichen des Sportsfreundes Chawla auch unmissverständlich: "Nicht näherkommen, bleib draußen!" Sind drei Mann in einer Bude sind schon jenseits der Überbelegung, würde ein vierter sofortige Panik auslösen. Platzmangel - allein die Sportbotten des Gefährten Giese, wahre Elbkähne, nehmen schon einen Großteil der eh schon knappen Standfläche ein.
Mal was neues sind aber die drei Bilder in der Kabine, sie laden zur näheren Betrachtung ein und unweigerlich kommt man auch nach Stunden zu dem Ergebnis, dass das mittlere eindeutig das
hässlichste ist.
Waterworld - Leben auf See. Korn, Bier, Salgebäck und Zigaretten bestimmen den Stoffwechsel und das Zeitgefühl kommt einem vollends abhanden, so hat dieser Schnappschuss am Rande einer
Schlafstätte eindeutigen Symbolcharakter. Doch auch als "Dryland" endlich erreicht war, gab man sich dem unmäßigen Glasbrötchenverzehr hin und besuchte jede Burgerbrater-Filiale, um auch mal die
kulinarischen Besonderheiten des Gastlandes kennenzulernen.
Heidewitzka, Herr Kapitän! Unser Kapitän Tobi-Wahn lernte seinen Kollegen von der Brücke nicht kennen, zum Austausch eines Vereinswimpels wäre es eh nicht gekommen, hatte unser Spielführer doch auch nur eine Fahne zu bieten.
Dafür zeigt er deutlich in seiner Körperhaltung eine Zusammenfassung dieser Auswärtsfahrt. Zum einen bestimmte Enge den Ausflug und man musste schon ordentlich aufpassen sich nicht überall und
immer den holsteinischen Quadratschädel zu stoßen, zum anderen kann der Brummschädel natürlich von überhöhten Konsum verschiedenster Flüssigrauschmittel herrühren. Die Hand auf dem Kopf kann aber
ganz einfach auch nur hilflos bedeuten: "Was mach ich hier eigentlich?" In diesem Fall ist eine Kombination aller drei Möglichkeiten am wahrscheinlichsten.
Was aber der Griff der rechten Hand an den eigenen Schritt zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Wollen wir dem Defensivspieler mal zusprechen, dass er sich in einer abzuwehrenden Freistoßsituation
wähnt und sich gerade in diesem Moment als Teil einer Abwehrmauer fühlt.
Gesamturteil:
Kein Schlauch, kein Platz für ein komplettes Team, zu wenig Kleiderhaken.
Wertung:
Kein Komfort. Damit kann man eigentlich alles andere als zufrieden sein. Nächstes Jahr sind wir aber wieder an Bord! Drei Möpse.