TSV Kollmar - der Taj Mahal unter den Duschen des Kreises

Der Mercedes der regionalen Nasszellenszene steht derzeit eindeutig in Kollmar.

Ohne den hier ortsüblichen Größenwahn, dafür aber mit Fug und Recht kann man schamlos behaupten, dass das absolute Prachtstück der Steinburger Feuchtkörperhygiene, das Non plus ultra in Sachen kreisinterner Umkleidetechnik, also den Spitzentrumpf im Quartettspiel der landläufigen Sporthallenkabinen hier in Kollmar stehen zu haben.

 

Vielleicht nicht ganz dreißig Jahre, dafür aber bestimmt eine Ewigkeit, haben Kollmaraner Ausnahmeathleten darauf gewartet ihren imposanten Provinzposchi unter Duschen zu manövrieren, die diesen Namen auch verdienen, um ihn anschließend während eines raumgreifenden Handtuchtwists in der geräumigen Umkleide nebenan in flauschigem Frottee trocken zu legen.

Ja, das ist sie also, die neue Sammelstelle der ambitionierten Landmannertüchtigung. Viel Beton, Stahl, Schweiß und Tränen formten einen hochmodernen Klotz, für den die alte Halle längst in das Reich der Vergessenheit gebombt wurde, faktisch also von der Abrissbirne Helene zu Klump gehauen wurde. Endlose, sterile Flure münden unweigerlich in eine der vier Umkleidekabinen (früher hatte man gerade mal eine und eine halbe) oder eines der sieben WC´s - Austreten bis der Arzt kommt.

 

Sicherheit wird hier nun groß geschrieben, denn keine zwanzig Zentimeter über dem von armenischen Weltraumexperten entwickelten und von Colani designten Prämium-Feuerlöscher in modernem fleischwundenrot hängt der laut diverser EU-Vorschriften unverzichtbare Hinweis auf den selbigen.

 

Nicht minder richtig wichtig und im Stile der neuapostolischen Sachlichkeit: der Flucht- und Rettungsplan. Wie leicht kann man sich in den Katakomben der Kollmaraner Sporthalle, in den endlosen Fluren und Faunen, Korridoren und Gängen dieser Mega-Arena verlaufen, unter Panik zielos umherirren und schließlich gefangen von der eigenen Unfähigkeit einen Ausweg, sprich die Tür, zu finden, elendig verrecken?

 

Alles halb so schlimm, gibt´s ja hier eine "Aufsicht", kombiniert mit "Erster Hilfe". Hinter dieser stets unter Verschluss zu haltender Tür verbirgt sich eines der wichtigsten Utensilien des gesamten Gebäudes: Das Hallenbuch. Quasi das gute und schlechte Gewissen, der Wissensspeicher, das Tagebuch der Halle. Und, obwohl der Kasten seit gerade einmal drei Monaten seinem Zweck dient, türmt sich schon jetzt ein großer Berg von müffelnden Fundsachen in diesem Raum.

Nun aber in medias res. Das nenne ich Kabine, groß und protzig, Platz auch endlich für den 15. Mann, der sich sonst erst umziehen konnte, wenn die anderen schon lange auf dem Platz standen. Schöne Echtholzbänke in bester Sitzhöhe schonen den geschundenen Rücken. Der Raum ist lichtdurchflutet und angenehm. Selbst die größte Sporttasche findet Platz und ist ohne Taschenlampe vollkommen einsehbar. Hier macht die Teambesprechung vor dem Spiel endlich mal wieder Spaß, zumal man die des Gegners wegen der luftigen Lamellenbauweise der jeweiligen Kabinendecken gut mithören kann.

 

Der Fußboden ist aus Bullendorfer Pressschiefergranulat und in liebevoller Kleinarbeit von absurdischen Wanderfliesenlegern verlegt worden, unter ihm schlängelt sich eine moderne Fußbodenheizung, die unsere nackte Sohle mit auf exakt 65 Grad erwärmter Eselsmilch verwöhnt. Der vornehme Anthrazitton "Dick Cheney" setzt sich halbhoch an der Wand fort, marmorierte Kacheln aus den Tiefen des Dithmarscher Permafrostbodens mit Holzhämmern geschlagen, erfreuen das Auge jedes Ikea-geschundenen Männerauges. Der Rest ist einem königlichen Weiß gehalten.

 

Nicht nur im Ganzen, sondern vor allem im Detail überzeugt die Kollmaraner Kabine. Die Bügel-Doppel-Haken hinter der hellgrauen Verblendleiste halten auch einen dicken Vorstopper aus, oder sollten sie zumindest. Der Mülleimer ist zwar viel zu klein, aber dafür gut sichtbar.

 

Highlight und notwendiges "Muss" zugleich ist die kabinenintegrierte WC-Butze mit Handwaschbecken und Spiegel, hier geht man gut und auch gerne mal hin, um sich der Nervosität vor dem Spiel zu entledigen. Handwaschbecken und Papierspender hingegen sind vollkommen überflüssig; aber man hat´s ja...

 

Ach übrigens, Lichtschalter sucht man hier vergebens. Hier herrschen Bewegungsmelder über "an" und "aus".

Wer jetzt, durch seine Tränen der Rührung hindurch, immer noch weiterliest, den begrüße ich im komplettgekachelten Bernsteinzimmer des regionalen, postsportiven Gemeinschaftsduschens. Das Oval Office des Abbrausens besticht nicht nur wiederum durch sein alpines Weiß und der kecken Zierleiste in Kollmarblau (natürlich), sondern auch durch sein hohes Maß an Funktionalität.

 

Betritt man den Raum helfen auch hier wiederum komplizierte Bewegungsmelder bei der Orientierung im Raum selbst und beim Erspähen von porentiefem Dreck auf der eigenen Haut, den es dann gilt unter einem von thailändischen Massagemädchen fachkundig eingestellten, samtigen, aber dennoch bestimmten Wasserstrahl auszuwaschen. Jede Dusche ist individuell mit einem Temperaturregler ausgestattet, das obligatorische Schweinequieken und hastige Wegspringen, was man andernorts reihenweise erlebt, wenn eine weitere Dusche in Betrieb genommen wird und die Wassertemperatur sich in Sekundenschnelle um die Hälfte reduziert, gibt es hier nicht mehr: Hier bin ich Mensch, hier darf ich duschen!

 

Jedem Handtuch seinen Haken und aus den obig montierten Zufuhrschächten strömt wochenweise wechselnd entweder Lavendel-, Süßholz- oder Brathähnchen-Duft. Hinzu überträgt eine gut versteckte Webcam täglich zwischen 17.30 Uhr und 22.00 Uhr direkt aus der Dusche auf einen seriösen, karibischen Hinterhofserver, der unter der auf allen Autobahnrasthöfen schon bekannten Adresse www.kollmarian-stallions.biz gestochen scharfe Bilder funkt.

Die Frage nach den Standards lässt sich leicht und schnell beantworten. Für die Trockenreinigung steht ein ausgeklügeltes Ensemble an Besen mit unterschiedlicher Borstenstärke bereit. Handeule und Kehrblech für´s gemütsbefreiende Wegmachen sind vorhanden und funktionieren auch!

 

Was ist mit dem Schlauch? Ha, jetzt aber mal aufgepasst! Hier gibt es nicht den Schlauch, hier stehen gleich mehrere Schläuche zur Auswahl, angefangen vom Billstedter Kurzschlauch, in Szenekreisen auch "Zitteraal" oder auch "Gummiflöte" genannt, mit einer Länge von etwa 4m und handelsüblicher Gardenadüse bis hin zur "Anaconda", einem Schlauchmonster mit dem die ganze Halle, der angrenzende Parkplatz und weite Teile des Sportplatzes von einem Wasserhahn aus versorgt werden können. Aus Sicherheitsgründen und einer Standardverordnung der KR-Richtlinie, Abschnitt b, c und d, muss das Schlaucharsenal separat in einem abgedunkelten und luftdichten Extraraum gelagert werden.

 

Sehr schön zu sehen auch der ventillösende Vierkantschlüssel vom Sanitärfachhandel und rechts daneben der sub-beckale Wasserhahn für die spühlende Schlauchreinigung.

Gesamturteil:

Was will man noch, besser geht´s kaum noch. Nur noch eine Duschkopfregelung per voice control und junges Badepersonal könnte dieser Ausnahmedusche das Sahnehäubchen aufsetzen.

 

Wertung:

Zehn Möpse, ich flipp´ aus!